» „Harte Sau“ vs. „Innerer Schweinehund“

Ein weiteres Highlight im Magazin des Firmenlaufs Köln, das wir für unseren Kunden Weis Events erstellten – unser Artikel zu den „harten Säuen“ im Sport … Wie man die innere Trägheit überwindet, lesen Sie hier. 

Christian Windeck der Geschäftsführer von rheinland relations
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Christian Windeck

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In Sport und Beruf ist „Glücksgefühl eine Überwindungsprämie“

Denkt Reiner Calmund an einen „positiv Bekloppten“, wird es kaum ein Weichei sein. Aber Toni Schumacher könnte der Ex-Manager von Bayer 04 Leverkusen im Sinn haben.

Der frühere Fußball-Nationaltorwart hält einen in Gips gemeißelten Rekord. Während seiner 20 Jahre währenden Profikarriere brach er sich fast alle Finger, dazu das Nasenbein, die Rippen – vom doppelten Kreuzbandriss, von Kapsel- und Sehnenrissen und diversen Knie-OPs ganz zu schweigen.

Harte Sau vs. innerer Schweinehund

„Harte Sau“ vs. „Innerer Schweinehund“: So überwindet man die innere Trägheit

„Brüchiger“ Höhepunkt war das Europameisterschaft-Endspiel von 1980 gegen Belgien in Rom. Der heutige Vizepräsident des 1. FC Köln erlitt im Abschlusstraining eine Mittelhandfraktur und spielte das Finale trotzdem komplett durch. Ergebnis: 2:1 für Deutschland.

Auf dem Weg zu höchsten Zielen wurde vor zehn Jahren auch der Berliner Profiboxer Arthur Abraham zum Großmeister der Selbstüberwindung. Im IBF-Weltmeisterschaftskampf in Wetzlar schlug in der 3. Runde die Faust seines kolumbianischen Herausforderers Edison Miranda ein. Diese Majestätsbeleidigung gegen „King Arthur“ hatte einen doppelt gebrochenen Unterkiefer zur Folge. Und obgleich die Gesichtspartie sofort stark anschwoll und sein Schützling immer wieder Blut spuckte, peitschte Trainer Ulli Wegner mit herausgebrüllten Durchhalteparolen die innere „harte Sau“ gegen den „inneren Schweinehund“ auf. Und der grausam zugerichtete Mittelgewichtsboxer verteidigte nach weiteren neun Runden tatsächlich seinen WM-Gürtel, der unglaublichen Verletzung und allen Warnungen des Ringarztes zum Trotz.

Ziele, Lust und Leidenschaft

Im normalen Leben jenseits dieser sportlichen Hochleistungsextreme geht es nicht so martialisch zu. Dennoch machen Wesensmerkmale wie eindeutige Ziele, totale Konzentration, nicht erlahmende Willenskraft und fanatische Besessenheit jeden „positiv Bekloppten“ aus. Diese Spezies kann sich von innen heraus motivieren. Sie begeistert allein das, was sie tut. Sie ist mit großer Leidenschaft bei der Sache, ob sie nun Sport treibt, Musik macht oder ganz einfach Lust am Job hat.

Anreize von außen bilden die zweite Motivationsebene. Geld, Ruhm und Beifall (im Sport) gehören ebenso dazu wie Boni, Dienstwagen und Machtpositionen (im Firmenalltag). Doch ohne totale innere Hingabe an die Sache verfehlen alle diese Köder ihre Wirkung!

Die Grenzen der Leistungsfähigkeit

Der Forscher Mihàly Csikszentmihàlyi entwickelte in den USA den Begriff des „Flow“, eine Art Glückserleben im Zustand totaler Selbstvergessenheit, weil man sich mit einer Sache völlig identifiziert. Der Oldtimerbesitzer, der über dem Restaurieren nach Feierabend völlig seine Familie aus den Augen verliert, der Wissenschaftler, der rastlos bis in den dämmernden Morgen hinein einem noch nicht geklärten Phänomen auf der Spur ist, der Existenzgründer, der wie im Rausch, ohne auf die Uhr zu schauen, an kniffligen Problemlösungen arbeitet – sie alle belohnen sich im Erfolgsfall mit der Ausschüttung von Dopamin, also mit Glückshormonen. Denn sie haben ihre Trägheit besiegt, die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit getestet und möglicherweise sogar überwunden. Csikszentmihàlyi: „Glück ist eine Überwindungsprämie.“

„Sind Zielsetzung, Motivlage und Belohnungssystem im Einklang, hat der innere Schweinehund es schwer“, erklärte Axel Hager, Coach für Leistungsdiagnostik, der Zeitschrift „Fit for Fun“. Der Ex-Beachvolleyballer hat es selbst so erlebt: Im Jahre 2000 gewann er in Sydney die Bronzemedaille – das personifizierte Glück stand auf dem Siegerpodest.

Im Sport können innere Dialoge, oder unfeiner ausgedrückt, Selbstgespräche Leistungssteigerungen bewirken. Wer sich selbst anfeuert, produziert nahrhaftes „Schweinefutter“. Denn dadurch wird die „harte Sau” schön rund und kann in stressreichen Situationen den inneren Dämon den lähmenden „Schweinehund“ beherrschen. Der Sportwissenschaftler Antonis Hatzigeorgiadis von der Universität von Thessalien (Griechenland) empfiehlt, dass diese Autosuggestionen kurz sein sollten. Um schneller zu werden, sei ein „Explodiere“ denkbar. Mehr Kraft entstünde etwa durch ein „Gib alles“.

Im Olymp der „harten Säue“

Auf dem Weg von der „Gewöhnlichkeit zur Persönlichkeit“ (dm-Gründer Götz Werner) trieb übermenschliche Selbstmotivation auch den Südtiroler Grenzgänger Reinhold Messner an. Im Jahre 1970 erfroren beim Abstieg vom 8.125 Meter hohen Nanga Parbat bei 40 Grad minus sieben seiner Zehen und drei Fingerkuppen. Sie mussten amputiert werden. Danach entfaltete er seinen unbändigen „Jetzt-erst-recht“-Ehrgeiz. Statt das Extrembergsteigen endgültig sein zu lassen, ging es nun richtig los: Mit nur drei Zehen bestieg Messner in den folgenden Jahren bis 1986 alle 14 Achttausender – und das auch noch ohne Sauerstoffflasche. So wurde er quasi zum Gottvater, zum Zeus im Olymp der „harten Säue“.

Selbstüberwindung ist aber nicht nur eine Erscheinung, die sich erst in unseren Leistungsgesellschaften entwickelt hat. Sie war als Phänomen wohl schon immer ein Teil des Menschen. So schrieb der weise Dichterfürst Goethe vor immerhin 300 Jahren: „Von der Gewalt, die alle Wesen bindet, befreit der Mensch sich, der sich überwindet.“ (Mit „Gewalt“ meinte er die Trägheit).

Den Firmenlauf-Magazin Artikel können Sie hier noch einmal im von uns entwickelten Editorial Design lesen:

Christian Windeck

Geschäftsführer und Experte für Positionierung und Strategieentwicklung bei rheinland relations.

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