» Henning Krautmacher im Interview: „Ich bin gar nicht der Boss“
Als Agentur betreuen wir bereits seit einigen Jahren den Firmenlauf Köln und Bonn. Unter anderem lag unser Fokus auf der Erstellung des Firmenlauf Magazins, das an alle Teilnehmer der Läufe ausgegeben wird. Unser Highlight in einer der Ausgaben des Magazins? Das Interview mit Henning Krautmacher, dem „Frontschnäuzer“ der Höhner.
Lieber Henning, man kennt Dich aus dem Karneval und nebenbei findest Du auch noch Zeit, Bücher zu schreiben und zu laufen. Wie lässt sich das verbinden und wo kann man Dich beim Joggen treffen?
Höhner „Frontschnäuzer“: Henning Krautmacher
Auch wenn die Arbeit, das Musikgeschäft mit den Höhnern, mir nicht wirklich viel Zeit lässt, mich um das ein oder andere Hobby zu kümmern – so ein paar wichtige „Nebenjobs“ werde ich mir immer gönnen – und dazu gehört meine Leidenschaft zu kochen. Daraus ist auch – in der Tat – schon das ein oder andere Kochbuch entstanden. Darüber hinaus brauche ich die Bewegung. Beim Joggen kann ich bestens entspannen und – mehr noch – bedingt durch den Lauf-Rhythmus gelingt es mir sehr oft, während der Joggingrunde neue Songtexte zu erschaffen. Die schönsten Strecken für mich sind die Waldstrecken hinter dem Rheinenergiestadion.
Du selbst bist das Gesicht eines großen Laufevents, des Kölner Leselaufs. Warum unterstützt Du das Projekt?
Es gibt in Deutschland mehr als 7,5 Millionen sogenannte funktionale Analphabeten – Menschen, die nicht, oder nur bedingt lesen und schreiben können. Das sind mehr als 15 % der arbeitenden Bevölkerung. In unseren Schulen gibt es mitunter nicht einmal ein Bücherregal mit Literatur, die Kindern und Jugendlichen eine Lesemotivation bietet. Deshalb richten wir von dem Reinerlös aus den Startgeldern des Kölner Leselaufs sogenannte Leseclubs an Schulen ein. Hier können die Kids nicht nur interessante Bücher lesen, sondern auch Gesellschaftsspiele spielen (bei denen das Lesen auch eine Rolle spielt) und Computer nutzen. Die Schulen im Großraum Köln, bei denen wir bereits einen Leseclub eingerichtet haben (und das sind bereits mehr als fünfzig), sind allesamt begeistert.
Der Firmenlauf steht unter anderem für Spaß im Team, aber auch für Überwindung. Gab es bei Dir mal einen Auftritt, zu dem Du Dich wirklich überwinden musstest?
Nein! Ich mache meine Arbeit – und zwar insbesondere die, die AUF der Bühne stattfindet – für mein Leben gern. Natürlich gibt es bevorzugte und weniger bevorzugte Spielorte, aber das hat dann mit technischen oder räumlichen Gegebenheiten zu tun. Bislang ist es auch höchst selten geschehen, dass ich zum Beispiel wegen einer fiebrigen Erkältung oder wegen einer Grippeinfektion ein gewisses Maß an Überwindung gebraucht habe, in die Bühnengarderobe zu schlüpfen. Die Bühnenarbeit selbst war dann meist die beste Medizin für mich. Einfach Adrenalin pur!
Als Frontmann der Band „Höhner“ kennst Du die Bedeutung von Teamwork. Welche Rolle nimmst Du in Deiner Band ein? Und was ist für Dich das Wichtigste für ein erfolgreiches Team?
Man nennt meine Position im Volksmund „Frontmann“ (ich selbst nenne es „Frontschnäuzer“). Ich bin größtenteils der Moderator zwischen den Songs und singe bei den meisten Songs auch die sogenannten „Lead-Vocals“. Das mag in der Außenwirkung dazu führen, dass die Zuschauer glauben, ich sei der Boss. Bin ich aber gar nicht. Und der Grund dafür ist eben genau der Teamgedanke! Ein Team ist umso stärker, je mehr die Team-Mitglieder verinnerlicht haben, dass alle innerhalb der Mannschaft gleichberechtigt dasselbe Ziel verfolgen. Jeder eben mit seinem speziellen Talent und seinen persönlichen Stärken und Vorlieben.
In Deinem Job bist Du ein richtiger Stimmungsmacher. Wie sieht es privat aus?
Sagen wir mal so: Privat bin ich zwar auch nicht gerade ein „Muuzepuckel“ (Anmerk. d. Redaktion: ein missmutiger Mensch) – aber ich glaube, dass ich mich privat deutlich mehr zurückhalten kann, als es mir in der Öffentlichkeit je gelingen wird. Es gibt Leute, die behaupten, ich sei eine Rampensau! Da es im Privaten meist keine Bühne – oder Rampe – gibt, falle ich da auch nicht so extrem auf.
Um auf der Bühne zu stehen, muss man ganz klar Ausdauer besitzen. Was machst Du nach Deinen Auftritten, um wieder „runterzukommen“?
Es kommt darauf an, welche Arten von Auftritten gerade angesagt sind. In der Karnevalszeit komme ich nach täglich fünf bis sechs Auftritten nicht vor 2:00 Uhr nachts nach Hause. Da trinke ich noch zwei/drei Tassen lauwarmen Tee und nach einer guten halben Stunde stellt sich die Müdigkeit ganz von selbst ein. Wenn ich mit der Band auf Tournee bin, dann treffen wir uns nach den Konzerten in Hamburg, Berlin, München oder Leipzig gerne noch gegen Mitternacht an der Hotelbar. Ich gebe zu, dass ich dann lieber ein Gläschen Wein trinke – statt Tee.
Eines aber ist immer gleich: Man kann nach einem Bühnenauftritt nicht so ohne Weiteres „abschalten“. Ein gutes Buch oder eine unaufgeregte Unterhaltung mit meiner Frau führen auch zur nötigen Entspannung.
In einem Interview hast Du mal gesagt, dass Du gerne LSD zu Dir nimmst. Erklär uns das doch mal genauer?
Ja ja! Das sind sie, die Mechanismen der „Sensationspresse“. Natürlich war mit LSD in meinem Fall nicht das Rauschgift gemeint – aber das konnte man nur dann erfahren, wenn man das ganze Interview gelesen hat und nicht nur die reißerische Überschrift. Ich habe nämlich nur von einer Rezeptkreation gesprochen, die ich in meinem Kochbuch „Kölsche Tapas“ veröffentlicht habe. Es geht um Leberkäs‘-Senf-Dömchen. Das sind mit einer Dom-Plätzchen-Form ausgestochene Leberkäsehäppchen, die mit Senf serviert werden. Die Anfangsbuchstaben der Zutatenliste – L, S und D – erinnern rein zufällig an die verbotene Droge.
Der Handball-WM-Song 2007 „Wenn nicht jetzt, wann dann“, die FC-Hymne „Mer stonn zo dir“ sowie die Köln-Hymne „Viva Colonia“ stammen allesamt von den Höhnern. Warum glaubst Du, sind diese hymnischen Songs zu so großem Erfolg gekommen?
Warum gerade diese drei Lieder zu den erfolgreichsten der Band zählen, ist nur schwer zu beantworten. Für den Erfolg – so glaube ich – benötigt man immer drei Voraussetzungen: Ein bisschen „Sein“ (im Sinne von etwas Können), ein bisschen Schein (im Sinne von technischen Tricks und Know-how) und ganz viel Schwein (im Sinne von Glück).
Alle der erwähnten Songs haben allerdings eines gemeinsam: Es geht immer sehr stark und engagiert um das „Wir-Gefühl“. Vielleicht ist es gerade dieses Gefühl, das wir in den aktuellen Zeiten benötigen, wenn Menschen aufgrund von Kriegen aus ihrer Heimat flüchten müssen und anderswo – auch in Deutschland – genau darauf hoffen: Auf das „WIR – schaffen das gemeinsam“.